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Erinnerung in Hochstädten lebendig geblieben
Geburtstag vom Kalk- und Marmorunternehmer Dr. Ludwig Linck jährt sich am 22. Januar
Zwei Generationen lang führte die Familie Linck das Marmoritwerk, das sich vor allem durch seinen erfolgreichen MARMORIT-Trockenmörtel seit 1928 in der Branche einen Namen gemacht hatte. Am 22. Januar vor 150 Jahren wurde der Gründer Friedrich Ludwig Linck als jüngstes Kind von Friedrich Ludwig Linck und Louise Caroline geborene Glock in Auerbach geboren.
Der Lebensweg von Dr. Ludwig Linck
Nach dem frühen Tod seiner Mutter 1869 übernahm die zweite Frau seines Vaters, Lina geborene Nister, ab 1871 die Mutterrolle für ihn und seine vier Geschwister. Nach Ablauf seiner Schulzeit bestimmte der Vater, dass er den Beruf des Apothekers erlernen sollte. Die Hoffnung war jedoch durch den frühen Tod seines Vaters im Jahre 1886 gescheitert. Nach seiner Lehrzeit in Heidelberg ging er als Gehilfe nach Öhringen und Heilbronn, später nach Heidelberg zurück. Nebenbei besuchte er Vorlesungen über Chemie und promovierte 1892 in Würzburg. Er bekam eine Anstellung in der Chemiefabrik „Grünau“ (Chemische Fabrik Grünau Landshoff & Meyer in Berlin Grünau). Nach zwei Jahren wechselte er zur Firma „Weiler – ter Meer“ in Uerdingen, die nach dem 2. Weltkrieg 1951 in die Farbenfabrik Bayer AG integriert wurde.
Ludwig lernte bei der Hochzeit seines Bruders Georg mit Martha Caroline Fabricius 1894 deren jüngere Schwester Else (1878-1940) kennen. Das junge Paar heiratete 1899 in Moers und wohnte zunächst in Uerdingen. Dort kam 1900 Tochter Emma Sophie Fanny, Rufname „Lotte“, zur Welt. Später zogen sie durch Ludwigs Berufswechsel nach Viersen, wo ihr erster Sohn Johann Georg bereits im Alter von 6 Monaten 1903 starb. Schon ein Jahr später kam Sohn Carlo, bekannt als Karl, zur Welt. Im Jahr 1906 ging es dann zurück in die Heimat nach Auerbach, in die Villa „Haus Sonneneck“ in der Burgstraße 12. Das letzte Kind Marie Hildegard erblickte dort 1907 das Licht der Welt.
Der Beginn einer erfolgreichen Firmengeschichte
Dr. Ludwig Linck kaufte 1905 der Witwe Wilhelmine („Minna“) Hoffmann sämtlichen Grundbesitz in der Auerbacher und Hochstädter Gemarkung ab. Ihr Mann, Dr. Wilhelm Hoffmann, hatte die Geschichte des Kalkstein- und Marmorabbaus in Hochstädten fast 40 Jahre lang geprägt und den Grundstein für den industriellen Marmorbergbau gelegt.
Zunächst führte Dr. Ludwig Linck den Betrieb wie sein Vorgänger weiter, obwohl ihm klar war, dass er nur mit einer durchgreifenden Rationalisierung dem Konkurrenzkampf mit den anderen Kalkwerken der Umgebung gewachsen sein würde. Er stellte die Untertagegewinnung auf Tagebau um und errichtete einen modernen Gasbrandkalkofen. Dadurch vereinfachte und konzentrierte er die Fabrikation und Gewinnung. Ende der zwanziger Jahre entwickelte sein Sohn, Dr. Karl Linck, den gesetzlich geschützten „Marmorit“-Trockenmörtel, der sich rasch auf dem Markt durchsetzte.
Der Zweite Weltkrieg unterbrach den Erfolg des Betriebes schlagartig. Bereits zu Beginn 1940 starb Else Linck mit 62 Jahren unerwartet an einer Lungenentzündung. Auf Anordnung der NS-Regierung wurde der Rüstungsbetrieb des Fabrikanten Dr. Hans Heymann aus Darmstadt von August 1944 bis März 1945 in die unterirdischen Stollen verlegt. Schließlich konnte man dort, geschützt vor den Bomben der Alliierten, kriegswichtige Rüstungstechnik produzieren. Griechische Zwangsarbeiter mussten die unterirdische Fabrikationsstätte aufbauen. Laut Gerichtsakten arbeiteten die griechischen Zwangsarbeiter „unter schrecklichen Bedingungen“ für Dr. Heymann. Zusätzlich waren auch qualifizierte KZ-Häftlinge wie Techniker, Zeichner, Konstrukteure und Chemiker dort tätig. Die Familie Linck musste in dieser Zeit stillschweigend mit ansehen, wie ihr Unternehmen missbraucht wurde. Am 19. Juni 1945 starb Dr. Ludwig Linck mit 78 Jahren in Auerbach.
Fortführung unter Sohn Dr. Karl Linck
Sohn Karl Linck wurde während des 2. Weltkrieges zum Wehrdienst eingezogen und geriet in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr und dem Tod seines Vaters 1945 übernahm er den Betrieb. Zuerst musste er abwarten, bis die Besatzungsbehörde die Genehmigung zur Wiederinbetriebnahme erteilte und die Beschlagnahmung aufhob. Das Unternehmen war völlig ausgeplündert worden, so dass die ersten Maschinen erst wieder im Jahr 1946 in Betrieb genommen werden konnten. Von diesem Moment an versuchte Dr. Karl Linck an den Erfolg seines Vaters anzuknüpfen.
Noch heute ist die Familie Linck und die damit verbundene Firmengeschichte in Erinnerung der Hochstädter Bürger lebendig geblieben. Im Jahr 1998 ehrte der Stadtteil Hochstädten den Unternehmer Dr. Karl Linck für sein Lebenswerk mit dem Straßennamen „Dr.-Linck-Weg“. Seine Enkelin Gisela Linck-Seeger ist bis heute der Gemeinde Hochstädten eng verbunden und hat mit ihrer Spende von 50.000€ für ein Dorfgemeinschaftshaus den Grundstein für das Hochstädter Haus gelegt. CS
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